In einer Kooperation zwischen der Grundschule am Kollwitzplatz und dem Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, initiiert und angeleitet von der Künstlerin Katharina Grantner, setzen sich Kinder künstlerisch mit der Geschichte von Käthe Kollwitz und ihrem Stadtbezirk auseinander.

Die Grundschule am Kollwitzplatz liegt in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Wohnhaus der Familie Kollwitz, das im Krieg zerstört wurde. Heute erinnert an dieser Stelle lediglich eine Gedenktafel des Museums Pankow an Käthe und Karl Kollwitz. Ein Plakat verweist auf das Museum in Charlottenburg. Die wenigsten wissen noch, wer die große Bronze-Frau war, die in der Mitte des Parks über den Spielplätzen wacht.

Käthe Kollwitz war mit dem Bezirk Prenzlauer Berg, in dem sie 50 Jahre lang lebte, eng verbunden. Doch wie lassen sich die neuen Bewohner des Kollwitz-Kiezes – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – für die Künstlerin und die Geschichte ihres Wohnortes begeistern? Welche Möglichkeiten gibt es für ein aktives Erinnern und ein lebendiges Museum mit Beteiligung der Kiezbewohner?

Im ersten Durchlauf von September 2024 bis Februar 2025 beschäftigten sich 20 Schülerinnen der 3. bis 6. Klasse im Rahmen des Projekts „Kennst Du Käthe Kollwitz?“ mit genau diesen Fragen. In zwei Kursen im wöchentlichen Rhythmus begaben sie sich auf eine intensive Spurensuche in ihrem Sozialraum rund um den Kollwitzplatz.

Kunst und Geschichte zum Anfassen
Die Kunstwerkstatt und das Stadtlabor verbinden kreatives Arbeiten mit einer Erkundung des städtischen, historischen und kulturellen Umfelds. Die Kinder besuchen Originalschauplätze, Archive, Museen sowie Mahn- und Denkmäler. Gleichzeitig setzen sie sich künstlerisch mit ihrer Entdeckung auseinander – auch im öffentlichen Raum.

Präsentation für die ganze Nachbarschaft
Das Ergebnis ihrer Arbeit wird abschließend in einer besonderen Ausstellung präsentiert: In den Schaufenstern des Copyshops „solid earth“ nahe dem Kollwitzplatz waren Einblicke in das Projekt in acht Leuchtkästen rund um die Uhr sichtbar. So wurden nicht nur die Mitschülerinnen, sondern auch Familie, Freunde und die Anwohner des Viertels erreicht.

Die ausgestellte Plakate geben Einblicke ins Arbeitsprozess.

Plakat 1 – Kollwitz-Denkmal – Kollwitzplatz
Nach Zeichenübungen mit verschiedenen (von Käthe Kollwitz benutzten) Materialien, wie
Kohle, Kreide,Tusche – werden aus lufttrocknendem Ton und Knetmasse sitzende
Kollwitz-Plastiken modelliert.

Plakat 2 – Käthe-Kollwitz-Würfelspiel – GS am Kollwitzplatz
Die modellierten Kollwitz-Figuren werden als Spielfiguren in einem gemeinsam
entwickelten Käthe-Kollwitz- Würfelspiel eingesetzt, in dem
sich SchülerInnen durch das Ziehen von Fragekarten durch verschiedene Stationen – von
der GS am Kollwitzplatz, über das ehemalige Wohnhaus bis hin zur Plastik „Mutter mit
zwei Kindern“ würfeln.

Plakat 3 – „Mutter mit totem Sohn“ Käthe Kollwitz/Harald Haacke – Neue Wache Berlin
Die Bleistiftzeichnungen, die in der Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik
Deutschland für die Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft von der Plastik
entstehen, nutzen wir als Druckvorlagen.

Plakat 4 – „Mutter mit totem Sohn“ – GS am Kollwitzplatz
Die in der Neuen Wache gezeichnete Vorlagen werden später mit Lithokreide auf Alufolie
übertragen und in einem kinderfreundlichen Lithographierverfahren – der
Kitchenlithographie (anstatt Kalkstein und Salpetersäure werden Alufolie und Cola benutzt)
mit Ölfarbe auf Papier gedruckt.

Plakat 5 – „Selbstbildnis,1924“ Käthe Kollwitz – GS am Kollwitzplatz
Im Portraitworkshop zeichnen die SchülerInnen das Selbstbildnis von 1924 mit Kohle auf
Papier. Auf dem abgebildeten Plakat stehen verschiedene, von den Kindern gezeichnete Details
ihres Gesichtes, wie Augen, Nase, Mund in Bezug zum Selbstbildnis der Kollwitz.

Plakat 6 – Archiv Museum Pankow und ehemaliges Wohnhaus Kollwitzstr. 56 a
Im Archiv des Museums Pankow lernen die Kinder verschiedene Arbeitsinstrumente eines
Archivars kennen und suchen auf Stadtplänen um 1900 und in alten Telefonbüchern nach
Spuren der Familie Kollwitz. Am Standort des ehemaligen Wohnhauses werden alte Kinderspiele gespielt und die
Schülerinnen überlegen sich, wie der Ort z.B. durch Kunstworkshops und Stadtrallyes,
Plakataktionen und Stadtführungen zu einem lebendigen Museum reaktiviert werden
könnte.

Plakat 7 – „Mutter mit zwei Kindern“ Käthe Kollwitz – Kopie der Plastik im Hof der Bibliothek
am Wasserturm
Zeichnungen der Skulptur mit Tusche und Feder und Tableaus Vivants (Nachstellen der
Skulptur mit dem eigenen Körper) entstehen im öffentlichen Raum und machen Käthe
Kollwitz künstlerisch verhandelte Themen nachvollziehbar.

Plakat 8 – „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden“ – Käthe-Kollwitz-Museum Berlin
Im Linolschnittworkshop „Hoch den Druck“ entsteht, nach einer dialogischen Führung,
eine Gemeinschaftsarbeit von beiden IgEl – Kursen, die später – in einem in der Schule
durchgeführten Plakatworkshop als Ausstellungsplakat gedruckt wird.

Dieses Projekt ermöglichtein lebendiges Erinnern an Käthe Kollwitz, indem Kinder Geschichte auf eine ganz persönliche und kreative Weise erleben.