Vorgeschichte
Vielleicht hing es mit der Spaltung der Stadt und der Ideologie des Kalten Krieges zusammen, dass Berlin so spät ein Käthe-Kollwitz-Museum erhielt. In beiden Teilen der Stadt bemühten sich zwar sowohl die Akademien wie die Kupferstichkabinette und verschiedene Museen mit Sonderausstellungen um das Werk der Künstlerin. Von der Familie Kollwitz unterstützte private Bemühungen, in West-Berlin ein Käthe-Kollwitz-Museum zu gründen, blieben jedoch lange Zeit vergeblich. Erst Mitte der 1980er Jahre kam es fast zeitgleich in Berlin und in Köln zur Gründung von zwei Kollwitz-Museen in Deutschland, die heute zusammen mit der Gedenkstätte an ihrem Sterbeort in Moritzburg an die Künstlerin und ihr Werk erinnern.
Der Stifter
Das Berliner Kollwitz-Museum gründete Hans Pels-Leusden, der 1908 in Lüdenscheid geboren wurde. Anfang der 1930er Jahre ging er nach Berlin um bildender Künstler zu werden. Nach erfolgreichen Anfängen mit Einzelausstellungen, beispielsweise in der Galerie Nierendorf, und Museumsankäufen in seiner westfälischen Heimat, verlegte sich der junge Künstler in der NS-Zeit zunehmend auf das Schreiben von Kunstkritiken.
1940 zum Kriegsdienst eingezogen, kehrte Pels-Leusden 1945 nach Berlin zurück. Sein Atelier und sein künstlerisches Werk waren im Bombenkrieg zerstört worden. Daher widmete sich Pels-Leusden ab 1950 dem Buch- und Antiquariatshandel, der bald um einen Kunsthandel erweitert wurde. Ab den 1960er Jahren am Kurfürstendamm ansässig, avancierte seine Galerie zu einer wichtigen Kulturinstitution im Westen Berlins, die sich vor allem der klassischen Moderne widmete. Das Werk von Käthe Kollwitz präsentierte Pels-Leusden seit den 1960er Jahren, woraus über die Jahre seine Sammlung mit Werken der Künstlerin entstand.
Seinen eigenen künstlerischen Ambitionen ging Pels-Leusden kontinuierlich neben seiner Galerietätigkeit nach. Seine Werke präsentierte er ab den 1970er Jahren immer wieder in Ausstellungen. Im Jahr 1993 verstarb Hans Pels-Leusden in Berlin.
Das Museum
Der Gründungsstandort des Museums in der Charlottenburger Fasanenstraße bildete zusammen mit dem Literaturhaus Berlin und dem Auktionshaus Grisebach ein einzigartiges und lebendiges Kulturviertel.
Das rund 600 qm große Museumsgebäude war jedoch mit den Jahren für das gut besuchte Kollwitz-Museum zu klein geworden und genügte modernen Anforderungen nicht mehr. Daher erfolgte im Herbst 2022 der Umzug an den neuen Standort im Theaterbau am Schloss Charlottenburg, der mehr Platz und eine barrierefreie Zugänglichkeit bietet. Mit den bedeutenden Kultureinrichtungen in der unmittelbaren Nachbarschaft bildet das Kollwitz-Museum nunmehr einen weiteren wichtigen Museumsstandort in Berlin.