
Käthe Kollwitz verleiht in ihren Werken den Händen eine besondere Bedeutung. Sie stellt sie oft übermäßig groß dar, so dass sie das Bildmotiv dominieren. Anfassen, tasten, schützen, fordern, stützen, beten: Berührungen unterschiedlicher Art finden sich in ihren Darstellungen. Sie zeigen Geborgenheit und Liebe, oder aber künden von Leid und Gefahr.

Käthe Kollwitz, Handstudie, 1891, Feder und Pinsel in schwarzer Tusche
Die Hand fand in der bildenden Kunst des öfteren Verwendung als Motiv. Zunächst war es anatomisches Interesse an diesem Wunderwerk der Natur, gefolgt von der Vorstellung, dass die Hand das Werkzeug des Künstlergenies sei, was sich zu surrealen Gestaltformen entwickeln konnte. Somit gehörte die Hand seit Jahrhunderten zu einem beliebten Darstellungsobjekt, als emotionales Bildelement wurde sie indes seltener verwendet. Bei Käthe Kollwitz wird sie zum zentralen Motiv.
Liebe, Geborgenheit, Schutz, Trauer, Angst – Im Leben von Käthe Kollwitz spielten Begegnungen und innige Beziehungen eine wichtige Rolle. Aus ihren Tagebucheintragungen erhalten wir oftmals Eindrücke, wie sie Nähe und Distanz erlebt hat.
In ihren Werken beschäftigen sie gerade diese emotionalen Erfahrungen besonders intensiv. Dabei entstehen gefühlsstarke Bilderfindungen, die unabhängig von einem konkreten Erlebnis einen allgemeinen Gemütszustand wiedergeben. Als stärkstes Ausdrucksmittel wird dabei immer wieder die Hand verwendet, die sanft berührt oder kraftvoll fordert. Emotionen, wie Trauer, Resignation und Nachdenklichkeit werden durch Hände, die nicht selten das Gesicht verdecken, vermittelt. Durch die Lichtführung oder eine überproportionale Ausformung lenkt die Künstlerin den Blick des Betrachters auf das ihr so wichtige Motiv.
Das Werk von Käthe Kollwitz bietet eine Fülle von Ausdrucksmöglichkeiten, die es zu entdecken gilt. In ihren Bildern „sprechen“ die Hände und erzählen von großen Emotionen.