Käthe Kollwitz, Ruf des Todes, Blatt 8 der Folge „Tod“, 1937, Lithografie

Vor 79 Jahren, am 22. April 1945 ist Käthe Kollwitz gestorben.

Kurz vor dem Ende des Zweiten Welt­kriegs ver­starb Käthe Kollwitz in Moritz­burg bei Dresden. Auf dem „Rüden­hof“, einem Guts­haus am Schloss­teich, ver­brachte sie ihre letzten Lebens­monate. Das Neben­gebäude des Moritz­burger Schlosses bot ihr eine sichere Unter­kunft vor dem nicht enden wollenden Krieg.

In ihrem bewegten Leben musste Kollwitz den Aus­bruch zweier Welt­kriege und die NS-Zeit er­leben, mit schweren persönlichen Ver­lusten: Der Erste Welt­krieg nahm ihr ihren jüngsten Sohn Peter, der Zweite Welt­krieg ihren ältesten Enkel­sohn, der nach dem 1914 gefallenen Onkel benannt worden war. Die Kapitulation Deutsch­lands am 8. Mai 1945 er­lebte die zeit­lebens sozial­politisch engagierte Künst­lerin nicht mehr.

In den Wirren der letzten Kriegs­tage er­reichte die Nach­richt vom Ab­leben der bekannten Künst­lerin die Öffent­lich­keit erst im Juli 1945. Käthe Kollwitz wurde zunächst in Moritz­burg bei­ge­setzt, jedoch Ende 1945, ihrem Wunsch gemäß, in das Familien­grab auf dem Berliner Fried­hof Friedrichs­felde über­führt, wo bereits ihr Mann Karl und ihr Bruder Konrad Schmidt ruhten.

Über­raschend schnell fanden nach Kriegs­ende in den Ruinen zer­bombter Städte Aus­stellungen statt, um der ver­storbenen Künst­lerin zu ge­denken. Eine der ersten und um­fang­reichsten Gedächtnis-Aus­stellungen war vom 22. Oktober bis Ende November 1945 in der Land­wirt­schaftlichen Hoch­schule in der Invaliden­straße in Berlin zu sehen. Ge­zeigt wurde eine ein­drucks­volle Aus­wahl an Zeichnungen und grafischen Arbeiten der Künst­lerin. Ins­gesamt um­fasst der Aus­stellungs­katalog 127 Werke, die in den Nach­kriegs­wirren zusammen­getragen worden waren. Er ent­hält zudem ein vier Seiten langes Vor­wort eines Autors mit den Initialen C.L., hinter denen sich ver­mut­lich der Kunst­historiker Carl Linfert (1900-1981) ver­birgt. Linfert war seit den zwanziger Jahren Korres­pondent für das Feuilleton der „Frankfurter Zeitung“ in Köln und Berlin, wo er ab 1936 arbeitete.

In seinem Text charak­terisiert er die Kunst von Käthe Kollwitz: „Ihr Feld ist die Zeichnung und die Radierung. Und dort bildet sich so­gleich das feste Thema: die Unzu­läng­lich­keit des Lebens, das Leid der Menschen. Nie aber wird Leid dar­gestellt, das eine Situation nur illustrieren soll. Des­halb fehlt auch ganz der Raum, der Menschen um­geben könnte. (…) Sonst ist nur das Dunkel zu spüren; es be­drückt und birgt zu­gleich. Gesichter spähen, gebeugte Körper harren aus, und schwere Glieder mühen sich, durch­zukommen. Das ist alles.“

Ver­anstalter der großen Käthe Kollwitz Gedächtnis-Aus­stellung war der Magis­trat der Stadt Berlin. Mit seiner Konsti­tuierung am 17. Mai 1945 wurde eine „Ab­teilung für Volks­bildung“ unter der Leitung des Stadt­rates Otto Winzer ein­ge­richtet. Diese Ab­teilung ent­hielt u.a. eine „Kammer der Kunst­schaffenden“, der der Schau­spieler Paul Wegener als Präsident vor­stand. Den Ehren­aus­schuss der Aus­stellung bildeten nam­hafte Mit­glieder wie z.B. der Direktor der National­galerie Ludwig Justi, der Maler Karl Hofer sowie die Bild­hauerin Renée Sintenis.

 

An der Aus­stellungs­eröffnung nahm auch Hans Pels-Leusden (1908-1993), der spätere Gründer des Berliner Kollwitz-Museums, teil. Am 22. Oktober 1945 berichtete er seiner Mutter Elfriede in einem Brief:

“ … Gestern war ich mit Maritta bei wunder­vollem Herbst­wetter zur Er­öffnung einer groß­artigen Käthe-Kollwitz-Gedächtnis­aus­stellung. Käthe Kollwitz ist in diesem Früh­jahr ge­storben.“

Original-Plakat der Käthe Kollwitz Gedächtnis-Ausstellung im Jahr 1945,
(Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Archiv)