VORTRAG

am 13. März 2025 

um 19 Uhr

Eintritt 8,00 € / ermäßigt 5,00 €

Die Sammlungs­präsen­tation kann bis 19 Uhr besucht werden.

Privates Sammeln, verstaatlichter Handel und die Entziehung von Kulturgut in der DDR.

Kunst­werke und Anti­quitäten wurden aus der DDR in den „Westen“ ex­portiert, um Devisen zu er­wirt­schaften. Die Auf­deckung des Umfangs dieser Aus­fuhren ge­hörte zu den zentralen Themen der fried­lichen und demo­kratischen Um­wälzungen zur Jahres­wende 1989/90. Welche Er­kennt­nisse hat die For­schung bis heute er­bracht? Wie funktio­nierte das systema­tische Er­fassen von Kunst- und Kultur­gut, um es aus Privat­besitz zu ent­ziehen und auf dem „west­lichen“ Kunst­markt an­zu­bieten? Vor welchen Heraus­forderungen stehen die Provenienz­forschung und die Restitutions­praxis in ganz Deutsch­land und auch im Aus­land?

Auswahl von Geschäftsunterlagen der Kunst und Antiquitäten GmbH aus dem Bestand BArch DL 210 / Deutsches Zentrum für Kulturgutverluste

Im Jahr 1956 wurde der erste staat­liche Kunst­handel in Ost-Berlin und der DDR ge­gründet, mit dem Ziel, alte und neue Kunst­werke zum Kauf an­zu­bieten und wechselnde Aus­stel­lungen zu ver­anstal­ten. Doch hinter diesem ambitio­nierten Vor­haben ver­barg sich ein tief­greifendes kultur­politisches Di­lemma. Wie konnte Kunst „auf re­eller öko­nomischer Grund­lage“ unter be­sonderer Be­rück­sichti­gung wert­vollen Kunst­gutes ge­handelt werden und gleich­zeitig den indi­viduellen Inter­essen von Kunst­sammlern in einem zentral ge­planten und ge­lenkten System ge­recht werden?

Das kultur­politische Di­lemma der DDR ver­schärfte sich zu­sätz­lich, da einer­seits wert­volles Kunst- und Kultur­gut als un­ver­äußer­liches „Volks­eigentum“ be­trachtet wurde, während anderer­seits nicht alles aus dem ent­eigneten privaten Kunst­besitz als Teil des nationalen kultu­rellen Erbes an­er­kannt und ge­würdigt wurde. Diese Span­nungen nahmen zu, als der Ex­port von Kunst und Anti­quitäten zur Devisen­beschaffung ver­stärkt wurde und private Sammler zu­nehmend Dis­krimi­nierungs- und Krimi­nalisierungs­maß­nahmen aus­gesetzt waren.

In seinem Vor­­trag be­leuchtet Dr. Uwe Hartmann die Her­aus­forderungen und komplexen Rahmen­bedingungen des Kunst­marktes in der DDR und er­örtert die politisch be­gründete Ent­ziehung und Ent­eignung von Kunst­samm­lungen.

Buchcover „Enteignet, entzogen, verkauft“, Verlag De Gruyter, Berlin 2022.

Uwe Hartmann, geboren in Rostock, studierte Kunst­wissen­schaft an der Humboldt-Uni­versität zu Berlin und er­langte dort seine Promotion 1990. Bis 1999 war er als wissen­schaft­licher Assis­tent am Kunst­geschicht­lichen Seminar der Humboldt-Uni­versi­tät zu Berlin tätig.

2001 be­gann er seine Tätig­keit bei der Ko­ordinierungs­stelle für Kultur­gut­ver­luste in Magde­burg. 2008 wechselte er nach Berlin und über­nahm die Leitung der damals neu ge­gründeten Arbeits­stelle für Provenienz­forschung am Institut für Museums­forschung. Seit Grün­dung des Deutschen Zentrums Kultur­gut­ver­luste 2015 in Magde­burg leitet er dort den Fach­bereich Kultur­gut­ver­luste im 20. Jahr­hundert in Europa.

Uwe Hartmann ist Lehr­beauf­tragter an der Humboldt-Uni­versität zu Berlin und Dozent an der Bundes­aka­demie für kultu­relle Bil­dung Wolfen­büttel.