LESUNG

am 12. September 2024 

um 19 Uhr

Eintritt 5,00 € | ermäßigt 3,00 €

Salka-Valka Schallenberg, Enkelin des Berliner Malers Otto Nagel (1894-1967), liest aus ihrer Publi­kation „Er­zähltes & Un­ge­sagtes meiner Groß­eltern Walentina und Otto Nagel“

In einer Aus­stellung ent­deckt Käthe Kollwitz 1919 Zeichnungen eines „Arbeiter­künstler[s], ein sehr begabter Mensch“. Ein Jahr später be­gegnen sich der junge, auto­didaktische Maler Otto Nagel (1894-1967) und die be­kannte Künst­lerin an­läss­lich einer Kollwitz-Präsen­tation der Arbeiter-Kunst-Aus­stellung wieder und „ (…) hier ent­stand das schöne, freund­schaft­liche Ver­hältnis, das bis zu ihrem Tode im Jahre 1945 be­stehen blieb.“ (Otto Nagel, Käthe Kollwitz, 1971, S. 40)

Otto Nagel, der Auto­didakt aus dem Wed­ding mit seinem Berliner Frei­luft­atelier, sah seine künst­lerischen Vor­bilder in Käthe Kollwitz, Hans Baluschek und Heinrich Zille. Seine viel­fachen politischen Tätig­keiten ver­hinder­ten ein Studium an den Berliner Kunst­schulen, also nahm er Zeichen­kurse an der städtischen Abend­schule und zeichnete draußen die Menschen in ihrer Um­gebung. In den 1920er Jahren en­gagierte er sich eben­so wie Käthe Kollwitz in vielen Aktionen gegen Hunger, Krieg und Armut. Nagel organi­sierte für die Inter­nationale Arbeiter­hilfe viele Aus­stel­lungen und brachte große Werk­schauen von Käthe Kollwitz bis nach Russ­land. Nach 1933 brachen für beide Künst­ler schwere Zeiten an. Sie blieben den­noch im regen Aus­tausch mit­ein­ander bis kurz vor dem Tod der Künst­lerin im April 1945. Otto Nagel hielt den Kontakt zu Käthe Kollwitz‘ Sohn Hans auch über die deutsche Teilung hin­weg und initiierte als Präsident der Akademie der Künste Ost in der DDR viele Aus­stellungen ihres Werkes, ver­fasste Publikationen über sie und be­reitete ein Werk­ver­zeichnis ihrer Hand­zeichnungen vor.

Wie war Otto Nagel jen­seits von Künstler­tum und Akademie­präsident? Die Enkelin Salka-Valka Schallenberg begibt sich ein halbes Jahr­hundert nach dem Tod ihres Groß­vaters, den sie selbst nicht mehr kennen­lernte, auf die Spur Otto Nagels und seiner russischen Frau Walentina, von allen Walli genannt. Sie geht die Lebens­stationen ihrer Groß­eltern nach, von der Weimarer Republik über den National­sozialismus bis hin zu den ersten Jahren in der DDR. In fiktiven Begegnungen gibt die Autorin Erzähltes und Ungesagtes von Otto und Walentina Nagel wieder, stützt sich dabei auf intensiv recher­chiertes Archiv­material sowie Auf­zeichnungen, Briefe und Publi­kationen ihrer Groß­eltern und setzt sich mit ihrer bewegten Familien­geschichte aus­einander.

Bernd Schallenberg an der akustischen Gitarre be­gleitet die Lesung mit moderner Konzert­musik.

Salka-Valka Schallenberg arbeitet freiberuflich als Autorin, Journalistin und ist Moderatorin und Redakteurin bei kulturmdTV (Magdeburger Stadtfernsehen).
„Erzähltes & Ungesagtes“ erschien ebenso wie „Der Fall Otto Nagel. Kunstraub in der DDR“ im Eigenverlag EDITION Schallenberg.