Vor 35 Jahren, am 31. Mai 1986 wurde das Berliner Käthe-Kollwitz-Museum in der Fasanenstraße eröffnet. „Endlich ein Museum für Käthe Kollwitz“ titelte damals die West-Berliner Presse. Bereits zum 100. Geburtstag der Künstlerin 1967 hatte der Tagesspiegel einen derartigen Erinnerungsort angemahnt. Fast 20 Jahre später wurde der „Dornröschenschlaf“ der Fasanenstraße beendet, der Leerstand und Verfall eines der schönsten Gebäudeensembles der Innenstadt gestoppt und einer der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts die ihr gebührende Ehrung erwiesen.
Ein Mäzenatentum aus der Wirtschaft schuf die baulichen Voraussetzungen, das private Engagement eines Sammlers und Kunsthändlers ermöglichte die Museumsgründung. Deutsche Bank und Hans Pels-Leusden stehen stellvertretend für ein breites bürgerschaftliches Engagement, das den Erhalt von Altbausubstanz gegen den weiteren Ausbau der autogerechten Stadt durchsetzte. Fotografien aus den 1980er Jahren dokumentieren einen unvorstellbar trostlosen Zustand der Häuser Fasanenstraße 24 und 25. Die heute grüne Oase und die Lebendigkeit in der Straße lassen die Erinnerung an die späten Kriegsschäden vergessen. Die Fasanenstraße hatte sich schnell zu einer überaus lebendigen Kunstmeile mit Galerien, Auktionshäusern, Literaturhaus und eben dem Kollwitz-Museum entwickelt.
Blick auf die beiden Gebäude in der Fasanenstraße 24 und 25 vor der Sanierung, links befindet sich heute die Villa Grisebach und rechts noch ohne Kuppel das Kollwitz-Museum.
In den 35 Jahren seines Bestehens haben fast 900.000 Gäste aus aller Welt das Haus besucht, gekrönte Häupter, wie Königin Silvia von Schweden und König Philippe von Belgien, gehören ebenso dazu, wie in- und ausländische Schulklassen aller Altersstufen. In fast 80 Sonderausstellungen wurde das Werk von Käthe Kollwitz den Arbeiten von ihren Zeitgenossen oder von aktuellen Künstlern gegenübergestellt.
Das erfreulich große Interesse an Käthe Kollwitz und ihrer Kunst führt in dem Museumsgebäude aus dem 19. Jahrhundert jedoch seit geraumer Zeit zu räumlichen Problemen, die sich am Ort nicht beheben lassen. Daher war es unumgänglich einen neuen Standort zu suchen, der eine zeitgemäße Museumsarbeit ermöglicht und der Institution Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. In großzügigen Räumen im Theaterbau am Schloss Charlottenburg wird das Kollwitz-Museum Berlin ab Frühsommer 2022 in eine neue Ära starten. Daher heißt es im Jubiläumsjahr 2021 Abschied zu nehmen von der liebgewonnenen Fasanenstraße mit seiner großartigen und lebendigen Nachbarschaft.
Das Team des Kollwitz-Museums startet mit viel Elan in die neue Ära und hofft weiterhin auf Ihr Interesse und Ihre Unterstützung.
Museumsgründer Hans Pels-Leusden im Gespräch mit Eberhard Diepgen, der als Regierender Bürgermeister von Berlin die Eröffnungsrede hielt, 31. Mai 1986.