Käthe Kollwitz, Ruf des Todes, Blatt 8 der Folge „Tod“, 1937, Lithografie

Vor 80 Jahren, am 22. April 1945 ist Käthe Kollwitz gestorben.

Kurz vor dem Ende des Zweiten Welt­kriegs ver­starb Käthe Kollwitz in Moritz­burg bei Dresden. Auf dem „Rüden­hof“, einem Guts­haus am Schloss­teich, ver­brachte sie ihre letzten Lebens­monate. Das Neben­gebäude des Moritz­burger Schlosses bot ihr eine sichere Unter­kunft vor dem nicht enden wollenden Krieg.

In ihrem bewegten Leben musste Kollwitz den Aus­bruch zweier Welt­kriege und die NS-Zeit er­leben, mit schweren persönlichen Ver­lusten: Der Erste Welt­krieg nahm ihr ihren jüngsten Sohn Peter, der Zweite Welt­krieg ihren ältesten Enkel­sohn, der nach dem 1914 gefallenen Onkel benannt worden war. Die Kapitulation Deutsch­lands am 8. Mai 1945 er­lebte die zeit­lebens sozial­politisch engagierte Künst­lerin nicht mehr.

In den Wirren der letzten Kriegs­tage er­reichte die Nach­richt vom Ab­leben der bekannten Künst­lerin die Öffent­lich­keit erst im Juli 1945. Käthe Kollwitz wurde zunächst in Moritz­burg bei­ge­setzt, jedoch Ende 1945, ihrem Wunsch gemäß, in das Familien­grab auf dem Berliner Fried­hof Friedrichs­felde über­führt, wo bereits ihr Mann Karl und ihr Bruder Konrad Schmidt ruhten.

Worte aus dunkler Zeit – Ein Brief von 1940

Ein be­rührender Ein­blick in ihre letzten Lebens­jahre ist ein Brief, den Käthe Kollwitz 1940 an ihre Freundin Mathilde (genannt Thildi) Rüstow schrieb. Zu dieser Zeit war ihr Mann Karl Kollwitz, mit dem sie fast 50 Jahre ver­heiratet war, bereits ver­storben. In dem Brief be­schreibt sie Weihnachten während des Krieges, ihre Sorgen, aber auch ihre Hoffnung, mit der Kunst weiter­zumachen – trotz allem:

„Weihnachten 1940 […] Die Flieger­angriffe sind nicht mehr so häufig, aber ernst­haft genug. Es sind sehr viel Kinder weg­gebracht, darunter auch unser kleiner Arne. […] Ich habe das Glück, dass mir eine neue Auf­gabe ge­stellt worden ist durch die Witwe von Prof. Kurt Breysig. Diese wünscht eine Arbeit von mir für den Grab­stein ihres Mannes u. ich habe zu­gesagt […] Wenn die Feier­tage vor­über sein werden, will ich mich daran machen. […] Wird dann Berlin wirk­lich so schlimm vor­genommen mit den neuen amerikan. Flug­zeugen wie jetzt London, dann kann ich für meine Nerven nicht bürgen, dann werde ich wohl fliehen. Ich hatte meiner alten Freundin Frau Bonus in Bischof­stein ver­sprochen dann zu ihr zu flüchten. […]

Es geht eben. Es kommen leichtere Tage und es kommen schwerere Tage. Ihr wisst es ja selbst. Ich schick Euch hier ein Bildchen, das Ihr hoffent­lich noch nicht habt, das Hans von Karl u. mir im J.35 in Karlstein bei Reichenhall machte. Ich lieb es so vom Karl.“ (AdK, Kollwitz-Archiv 349)

Käthe und Karl Kollwitz in Karlstein bei Bad Reichenhall, 1935
(Nachlass Kollwitz ©Käthe Kollwitz Museum Köln)

Ihr Vermächtnis lebt weiter

Noch heute bewegt ihr Werk Millionen. Ihre Dar­stellungen von Trauer, Mutter­liebe, Armut und Wider­stand sind zeit­los – ein­drückliche Zeugnisse einer Künst­lerin, die nicht weg­sehen konnte und nicht schweigen wollte. 80 Jahre nach ihrem Tod bleibt Käthe Kollwitz eine leise, aber ein­dringliche Stimme für Mit­gefühl und Mensch­lichkeit in dunkler Zeit.