Wie aktuell ist die Künstlerin Käthe Kollwitz heute noch für Berliner Kinder und Jugendliche!
In drei Ferien-Werkstätten entstanden spannende Projektarbeiten dazu
Im Sommer 2022 stand dem Käthe-Kollwitz-Museum eine große Veränderung bevor: ein Umzug in den Theaterbau am Schloss Charlottenburg. Aus diesem Anlass haben wir TRACING KÄTHE ins Leben gerufen – ein Kooperationsprojekt des Käthe-Kollwitz-Museums Berlin, der Outreach gGmbH und der Jugendkunstschule Charlottenburg. Gemeinsam mit Berliner Kindern und Jugendlichen wollten wir die Stadt erkunden und herausfinden, wie aktuell die Künstlerin Käthe Kollwitz (1867-1945) für sie heute noch ist.
Für einige Monate waren die Kunstwerke aus der Museumssammlung wegen des Umzugs gar nicht zu sehen. Die Themen der Künstlerin und die Stadt Berlin, in der sie über 50 Jahre gelebt, gewirkt und ihre Inspiration geholt hat, stand uns aber zur Verfügung und ein reiches Feld für unsere Beobachtungen bot.
Können junge Menschen von heute die Blicke der Künstlerin auf die Stadt und ihre Bewohner in der Gegenwart wiederfinden? In drei Ferienkursen haben wir uns diesen Themen aus verschiedenen Perspektiven genähert. Entstanden sind eigene künstlerische Antworten.
In der Winterferien-Werkstatt „Käthes Welt – meine Welt“ haben junge Berlinerinnen und Berliner sich im Museum mit den Themen von Kollwitz – Hunger, Armut, Krieg und soziale Ungerechtigkeit – auseinandergesetzt. Die Künstlerin bildet den Menschen in seiner existenziellen Not mit Würde und sensibler Genauigkeit ab. Wie erlebt die heutige Jugend Berlin, nun 100 Jahre später? Manche wohnen von Geburt an in dieser Stadt, andere zogen erst später dazu. Was mögen sie hier und was stört sie? Was würden sie ändern? Und wofür stehen sie ein?
In den Ferienkursen wurden Verbindungen zwischen damals und heute gezogen. Dabei standen der Lebensraum und die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmenden im Mittelpunkt. Über bestimmte Themen wie Rassismus-Erfahrungen, Bildungsgerechtigkeit, Empathie und Respekt in der Gesellschaft haben wir heiß diskutiert.
Ziel des ersten viertägigen Workshops war es, eine persönliche Botschaft zu finden und gestalterisch umzusetzen. Inspiriert von den Plakaten von Käthe Kollwitz und unterstützt von Designprofis gestalteten die Teilnehmenden ihre eigenen Plakate. Die Projektergebnisse wurden im Bildungsraum des Museum für einige Wochen für alle Besucherinnen und Besucher präsentiert. Sie hingen unter einem Dach mit den Botschaften von Kollwitz – aus einem Berlin 100 Jahre später.
Berlin beruht auf Geschichten. Manche sind sichtbar, manche bleiben verborgen, bis jemand sie erzählt. Käthe Kollwitz ging oft auf Streifzüge durch Berlin. Sie suchte immer wieder Orte auf, die sie interessierten, wie zum Beispiel den Friedhof der Märzgefallenen oder das Frauengefängnis in der Barnimstraße. An Demonstrationen nahm sie auch teil und fuhr durch die Stadt, um als Augenzeugin Arbeiterproteste zu begleiten. Sie zeichnete auch während der „Moabiter Unruhen“, wo Arbeiter der Kohlehandlung tagelang für höhere Löhne streikten.
In der zweiten Ferienwerkstatt gingen die Jugendlichen in die Stadt hinaus und forschten Geschichten von Aufstand und starkem Willen nach. Wir besuchten u.a. Orte in Berlin, an denen vor über 100 Jahren junge Menschen für Freiheit und Demokratie gekämpft haben – die auch in Kollwitz’ Leben eine bedeutende Rolle gespielt haben. Inspiriert von der Künstlerin, betrieben die Teilnehmenden eine Stadtforschung in ihrer alltäglichen Umgebung und suchten nach verborgenen, unerzählten Geschichten. Am Leopoldplatz in Wedding wurden Beobachtungen notiert, aufgezeichnet und fotografiert. Anschließend haben die Teilnehmenden aus dem gesammelten Material mit der Stop-Motion-Technik ein gemeinsames Video erstellt.
Das folgende Video zeigt Eindrücke aus der Ferienwerkstatt TRACING KÄTHE.
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Mehr InformationenKäthe Kollwitz zog als frisch verheiratete junge Frau nach Berlin. Sie fand es spannend, das Leben und die Menschen in ihrer Umgebung zu beobachten. Mal saß sie auf einer Parkbank und zeichnete Mütter mit Kindern oder begleitete ihren Mann zu Krankenbesuchen und hielt das Leid von armen Arbeiterfamilien in ihrer Kunst fest.
Was ist los rund um den Mierendorffplatz? – Im dritten Workshop nahmen die Teilnehmenden sich richtig viel Zeit zu beobachten. Eine der Herausforderungen war es, die eigene Wohngegend nun mit frischen Augen und künstlerischen Mitteln zu untersuchen. „Welche Themen fand Käthe Kollwitz wichtig und welche fallen Dir auf?“, haben die Kursleitenden gefragt. Unterwegs sammelte die Gruppe ihre Beobachtungen in Forschungstagebüchern. Wie klingt der Kiez? Welche Farbe hat dieses Geräusch? Es wurde gezeichnet, fotografiert, Strichlisten geführt und Dauer-Beobachtungen an ausgewählten Orten vorgenommen. Eine große Kiez-Karte gestalteten sie gemeinsam mit selbst entworfenen Siebdruck-Schablonen, wo außer den Straßenzügen z.B. auch Gefühle, Gerüche, Begegnungen und die verstrichene Zeit eine sichtbare Rolle spielten.
Ein sommerliches Fest in der Jugendkunstschule Charlottenburg schloss die dreiteilige Workshopreihe ab.
Die Projektergebnisse wurden für Eltern und Freunde in der Begleitung eines arabischen Büffets präsentiert.
Impressum:
Projektleitung: Barbara Antal und Constanze Eckert
Käthes Welt – Meine Welt? Im Käthe-Kollwitz-Museum Dein Thema finden und ein Plakat dazu gestalten
31.01. – 03.02.2022
Kursleitung: Constanze Eckert, Doro Vogel und Sybille Zeh
TRACING KÄTHE Eine künstlerische Stadtforschung auf den Spuren von Käthe Kollwitz
11.6 – 15.7.2022
Kursleitung: Stepan Ueding, Barbara Antal und Constanze Ecker
Auf Käthe’s Spuren – Eine Kiezforschung in Charlottenburg Nord
11.– 15. Juli 2022
Kursleitung: Kathrin Dröppelmann, Diogo deCalle
Die Teilnehmenden wurden ehrenamtlich begleitet von Ines Grzyb (outreach.berlin) und Hamza Alfhed.
Kooperationspartner:
Das Projekt wurde ermöglicht durch: