
Im Rahmen des Förderprogramms „Kulturgemeinschaften – Kompetenzen, Köpfe, Kooperationen“ konnte das Museum für Druckkunst Leipzig gemeinsam mit dem Käthe-Kollwitz-Museum Berlin eine spannende und für beide Seiten bereichernde Zusammenarbeit realisieren. Im thematischen Mittelpunkt stand die künstlerisch-handwerkliche Technik des Holzschnitts. Forschend, mit experimentellem Ansatz haben die Mitarbeitenden der zwei Museen die Hochdrucktechnik selbst, deren fotografische und filmische Vermittelbarkeit und ihre Chancen in der musealen Vermittlungspraxis untersucht.


Bei gegenseitigen Museumsbesuchen tauschten sich die Mitarbeitenden beider Häuser über die Besonderheiten der jeweiligen Sammlungen aus und diskutierten über die Möglichkeiten verschiedener Vermittlungsformate.
Beide Museen bieten durch ihre jeweiligen Sammlungsschwerpunkte eine großartige Möglichkeit, den Holzschnitt aus unterschiedlichen Perspektiven zu erforschen und zu verstehen.
Motive für Flugblätter, Spielkarten oder für Heiligenbilder wurden schon seit Ende des 14. Jahrhunderts in dieser Drucktechnik hergestellt. Mit Erfindung des Buchdrucks bot der Holzschnitt das geeignete Verfahren, um Bücher zu illustrieren. Denn der Druckstock konnte direkt in den typografischen Satz eingefügt und beides zusammen in einem Arbeitsschritt gedruckt werden. Die Ausstellung im Druckkunstmuseum gibt dem Besucher einen Einblick in die Geschichte und Entwicklung der Drucktechnik Holzschnitt und zeigt typografische und künstlerische Stile, die im Laufe der Zeit verwendet wurden.


Im Käthe-Kollwitz-Museum kann die künstlerische Verwendung dieser Vervielfältigungstechnik speziell am Werk einer Künstlerin kennengelernt werden. Die Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867-1945) entdeckte erst spät in ihrem künstlerischen Schaffen die Technik des Holzschnitts für sich. Durch den Verlust ihres im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohnes Peter begann sie sich künstlerisch mit ihrer Trauer, ihrem Schuldgefühl und den Kriegsfolgen auseinanderzusetzen und vollendete 1922 sieben Holzschnitte der grafischen Folge „Krieg“. Ihre Holzschnitte zeichnen sich durch klare Linien, starke Kontraste und eine expressive Darstellung aus. Kollwitz verwendete den Holzschnitt, um ihre Ansichten zu verstärken und zu betonen, indem sie ihre Figuren und Umgebungen mit scharfen Kanten und kraftvollen Schatten darstellte. Der Holzschnitt ermöglichte es ihr, ihre Botschaft direkt und unmissverständlich zu vermitteln, was ihre Arbeiten zu einer der bemerkenswertesten künstlerischen Äußerungen des 20. Jahrhunderts machte.



Ein Highlight der Kooperation stellte der zweitägige gemeinsame interdisziplinäre Workshop, geleitet von der Künstlerin und politische Bildnerin, Yili Rojas im Käthe-Kollwitz-Museum dar. Es wurde geschnitzt, fotografiert, gefilmt und viel diskutiert. Dabei ging es vor allem darum, wie die Technik des Holzschnitts fotografisch und filmisch vermittelt werden kann und welche sozialen und politischen Perspektiven bei kollaborativem Arbeiten eine Rolle spielen können. Außerdem sprachen die Teilnehmenden über die praktischen Vermittlungsmöglichkeiten des Holzschnitts.






Die praktischen Workshops im Vermittlungsangebot der jeweiligen Museen dienen nicht nur dazu, die Besucher in die Technik des Holzschnitts einzuführen, sondern geben ihnen auch die Möglichkeit durch eine neu gelernte Technik den eigenen Gedanken eine künstlerische Form zu geben. Eine digitale Annäherung an das Thema ist für die jüngere Generationen eine zeitgemäße Art, die Bedeutung und den Wert des Holzschnitts in der Kunstgeschichte schätzen zu lernen. Bei gegenseitigem Austausch konnten die Teilnehmenden ihr Fachwissen und Erfahrungen teilen und sich so gegenseitig auf neue Ideen bringen.


Als Abschluss wird ein Film hergestellt, in dem die Künstlerin Susann Hoch den Holzschnitt als künstlerische Drucktechnik vorstellt.
Weitere Infos gibt es auch auf der Webseite des Museum für Druckkunst Leipzig.