VORTRAG

am 14. März 2024 

um 19 Uhr

Eintritt 5,00 € | ermäßigt 3,00 €

Zur Rezeption von Käthe Kollwitz in Asien

Das Werk von Käthe Koll­witz genießt auch außer­halb Europas höchstes An­sehen. In Asien hinter­ließ die un­ver­wechsel­bare Sprache ihrer grafischen Arbeiten bleibenden Ein­druck.

Dem chinesischen Schrift­steller und Intellektuellen Lu Xun (1881-1936) ist es haupt­sächlich zu ver­danken, dass die Kunst von Käthe Kollwitz ihren Weg nach China fand. In den 1930er Jahren publi­zierte er zahl­reiche Werke der Künstl­erin und verhalf ihrem Namen in China zu großem An­sehen.

Lu Xun gilt in China als Be­gründer der modernen Literatur. Seine Leiden­schaft galt aber auch der bildenden Kunst. Neben tradi­tionellen chinesischen Grafiken sam­melte er mit Be­geisterung moderne euro­päische Arbeiten, die er in mehreren Bild­bände veröffentlichte. Bei der fort­schritt­lichen chinesischen Jugend fanden diese großen Anklang, ins­besondere bei jungen Künst­lern. Dadurch er­hielt der traditionelle chinesische Holz­schnitt wichtige Impulse, die seine Ent­wicklung hin zur Moderne be­schleunigte.

Lu Xun machte das Werk von Kollwitz in Publi­kationen und Aus­stellungen bekannt. Die revolutionären Bot­schaften in ihren Druck­grafiken be­geisterten ihn besonders. Im Juli 1936, kurz vor seinem Tod, brachte er einen Kunst­band mit grafischen Arbeiten von Käthe Kollwitz heraus, für die er auch das Vor­wort schrieb.

Lu Xun ver­stand die Kunst der Kollwitz. Die Zeiten, in denen sie beide lebten, waren geprägt von Kata­strophen, Ar­mut, Krieg und Leid. Das Werk der Künst­lerin charakterisierte Lu Xun daher so:

„Wenn man dieses Florilegium durch­blättert, wird man fest­stellen, dass Kollwitz, motiviert durch ihre tiefe Mutter­liebe, mit Trauer und Wut für die Menschen protestiert und kämpft, die Demütigungen und Ver­letzungen er­litten haben, denn ihre Sujets um­fassen vor allem Not, Hunger, Ob­dach­losig­keit, Krank­heit und Tod, manch­mal auch Schrei, Kampf, Ver­einigung und Auf­stand.“

(Lu Xun and Kollwitz’s Prints, S. 129; in: Käthe Kollwitz. Her Art and Influence on Chinese Art, 2009)

Das Thema Kollwitz und Asien ist so viel­fältig, dass sich Süd­ost­asien-Experte Werner Kraus (*1944) in seinem Vor­trag am 14. März 2024 ganz auf die Wirkung der Künst­lerin in China konzentriert. Am 14. November 2024 wird sich ein zweiter Vor­trag mit dem Schwer­punkt Indonesien und Pakistan an­schließen.

Dr. Werner Kraus studierte Süd­ost­asien­wissenschaft am Südasien Institut der Uni­versität Heidel­berg und am Modern Indonesia Project der Cornell University, Ithaca, New York. 1984 war er Mit­begründer des Lehr­stuhls für Südost­asien­kunde an der Uni­versi­tät Passau. Gegen­wärtig ist Kraus Direktor des Centre for Southeast Asian Art, einer privaten Forschungs- und Doku­mentations­stelle.