Im Bildungs­raum des Käthe-Kollwitz-Museums werden Er­gebnisse einer mehr­monatigen Arbeit ge­zeigt, bei der Berliner Frauen sich intensiv mit Käthe Kollwitz und dem Thema Frieden aus­einander­gesetzt haben. Die Teil­nehmerinnen präsen­tieren ihre An­sichten in Form von Linol- und Holz­schnitten.

Die Aus­stellung wird am Samstag, den 25.11.2023, um 16 Uhr eröffnet und ist bis ein­schließ­lich Sonntag, den 3.12.2023 zu sehen.

Wir wissen, wie grau­sam der Krieg ist, und sagen wie Käthe Kollwitz “Nein zum Krieg!” Aber wissen wir auch, was für einen Frieden wir wollen? Ist Krieg etwas, das mit der Unter­zeichnung eines Waffen­still­stands wirk­lich endet? Oder wird Krieg nicht auch in Form von Unter­drückung, Ent­mensch­lichung und Besatzung fort­gesetzt? Wie kann Frieden ent­stehen, in einer Welt tiefer sozialer Un­gerechtig­keit, von Rassismus und Misogynie?

Wie sieht der Frieden der Frauen aus?
Welchen Frieden möchten wir als Migrantinnen?

Der MigrantinnenVerein Berlin e.V. setzt sich seit 2005 für Gleich­berechtigung, Gewalt­prävention und gegen Rassismus ein und ver­eint hunderte Frauen, mehr­heit­lich türkischer und kurdischer Her­kunft, in Berlin. In der offenen Druck­werk­statt „Frauen Machen Druck“ treffen sich wöchent­lich verschiedene Frauen aus unter­schiedlichen Sprach- und Sozial­räumen, machen gemein­sam Linol­druck und bilden sich dabei auch politisch weiter. In einer zweiten Zusammen­arbeit zwischen dem Käthe-Kollwitz-Museum und den “Frauen, die Druck machen” entsteht dieses Aus­stellungs­projekt.

Im August 2023 besuchte eine Gruppe des MigrantinnenVereins zum ersten Mal das Museum und beschäftigt sich inspiriert von Käthe Kollwitz‘ Werken mit der Frage des ge­wünschten Friedens. Kollwitz’ Bilder sind zum Sinn­bild für eine Welt ge­worden, die „Nie wieder Krieg“ fordert. Aber der Krieg und seine Grau­sam­keit berühren uns immer und immer wieder. Auch für Migrantinnen ist Krieg nicht nur ein Wort: wie Käthe Kollwitz, leben wir in einer Zeit, in der uns der Schatten des Krieges ver­folgt und in der viele Frauen auf der Flucht sind.

Drei Monate lang be­schäftigte sich die Gruppe mit diesen Fragen, er­stellte mehr­farbige aus­drucks­starke Drucke als Antwort auf Kollwitz‘ Grau­töne, denn ihr Frieden ist bunt. Er geht über Peace&Love– und Tauben-Symbole hinaus und er geht in die Tiefe, denn dieser Frieden fordert Gerechtig­keit, Respekt für die Natur und Zugang zu Bildung; er plädiert für eine Welt, in der wir Frauen in die Sicher­heit migrieren und uns in Frei­heit auf der Straße bewegen können, ohne dabei be­lästigt zu werden.

Frieden bedeutet für Frauen auch, ihre Kinder sicher auf­wachsen zu sehen, ohne Furcht vor Gewalt. Der Frieden, den die Frauen wollen, ist komplex und viel­schichtig, er ist kein patriarchaler Frieden, in dem die Rüstungs­industrie weiter wächst und wo Aus­grenzung zu Armut führt. Trotz der Ferne dieses Ziels betont die Gruppe des MigrantinnenVereins die Not­wendigkeit, darauf hin­zuarbeiten. Die Aus­stellung im Käthe-Kollwitz-Museum zeigt eine Welt, in der Frieden ein aktiver Zustand ist und die das Leben in Gemein­schaft feiert.

Die Aus­stellung findet im Rahmen des Inter­nationalen Tages zur Be­seitigung von Gewalt gegen Frauen statt. Der 25. November erinnert an die Mirabal-Schwestern, die im Jahr 1960 in der Dominikanischen Republik wegen ihres Kampfes gegen die Diktatur er­mordet wurden. Wie sie werden überall auf der Welt täg­lich Frauen ermordet, weil sie Frauen sind und oft für ihre Rechte und die ihrer Familien kämpfen, weil sie einen Frieden wollen, der gleich­bedeutend mit Freiheit und Würde ist.

Diese Reflexion und die Vor­bereitung der Aus­stel­lung fanden im Nach­bar­schafts­haus Karls­garten­straße 6 statt, dem in den nächsten Monaten die Schließung droht. Hier treffen sich seit Jahren Frauen ver­schiedener Nationalitäten und es gilt als “Ort, an dem die Auto­nomie und Selbst­bestimmung von Migrantinnen aus­geübt wird”. Der drohende Verlust dieses Raums be­deutet für den MigrantinnenVerein und die “Frauen Machen Druck” auch der Ver­lust eines Raums, wo sie sich sicher und will­kommen – in Frieden – fühlen.

“Frauen Machen Druck” wird durch die Landes­zentrale für politische Bildung Berlin im Rahmen des Demokratie­projektes der Schiller­werkstatt gefördert. Leitung des Projektes und Erfasser dieses Textes: Yili Rojas.

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