Im Jahr 2024 wird das Museum seine endgültigen, größeren Ausstellungsflächen im 1. Geschoß des Theaterbaus beziehen und neben der Werkschau zu Käthe Kollwitz Raum für Wechselausstellungen erhalten. Um die Zeit ohne Sonderausstellungen bis dahin zu überbrücken, ist das Format „Intervention“ entstanden. Ausgewählte, besondere Kollwitz-Blätter aus privaten Sammlungen werden den allgemeinen Werküberblick in der Ausstellung „Aber Kunst ist es doch“ ergänzen.

Das Museum zeigt ab dem10. November 2023 Zeichnungen und Skizzen zum Simplicissimus. Für die Münchener Satirezeitschrift arbeitete Käthe Kollwitz besonders intensiv in den Jahren 1908 und 1909, bis 1924 finden sich immer wieder Veröffentlichungen ihrer Arbeiten dort abgedruckt. In einem Brief an ihre Studienfreundin Beate Bonus-Jeep äußert sich Kollwitz begeistert über die Arbeit für den Simplicissimus:

„Diese Arbeit freut mich außerordentlich. Eine Zeichnung, die zu dem Grubenunglück in Hamm paßt, hat er abgedruckt, zwei andere hat er noch liegen, eine vierte habe ich eben fertig gemacht. (…) Die Art der Zeichnung überläßt er mir ganz, Motiv auch, und ich hätte wohl Stoff für ein ganzes Jahr zu Zeichnungen für ihn. (…) Das Rasch-fertig-sein-müssen, die Notwendigkeit, eine Sache populär ausdrücken zu müssen, und doch die Möglichkeit (…) künstlerisch bleiben zu können, vor allem aber die Tatsache, vor einem großen Publikum des öfteren aussprechen zu können, was mich immer wieder reizt und was noch lange nicht genug gesagt worden ist: die vielen stillen und lauten Tragödien des Großstadtlebens – das alles zusammen macht, daß mir diese Arbeit außerordentlich lieb ist.“

Käthe Kollwitz lieferte der Zeitschrift eigens für sie geschaffene Zeichnungen, von denen sie einige später auch als Druckgrafiken ausführt. Von den insgesamt 16 Arbeiten haben sich viele in öffentlichen Sammlungen wie der des Kollwitz-Museums erhalten, andere sind verschollen und einige befinden sich in Privatbesitz und werden als Leihgaben in dieser INTERVENTION erstmals zusammen mit den museumseigenen Blättern präsentiert.

Die vorangehende INTERVENTION „Verworfene Fassungen Krieg“ wurde bis zum 5. November 2023 verlängert. Käthe Kollwitz begann im Januar 1918 nach langer Zeit wieder an grafisch zu arbeiten. Der Ver­lust ihres jüngeren Sohnes Peter als Kriegs­frei­williger im Ersten Welt­krieg hatte sie und ihren Mann schwer ge­troffen. Auch viele von Peters Freunden und Bekannten fielen im Ver­lauf des Krieges und in der Künst­lerin wuchs die Idee „die Kriegs­sachen im Zusammen­hang zu arbeiten“ – sie hatte einen ganzen Zyklus im Kopf. Erste Radierungen und Litho­grafien ent­standen und wurden nach mehr­maligem Um­arbeiten end­gültig ver­worfen, bis sie mit der für sie neuen Technik des Holz­schnitts die end­gültige Form fand.

Die Inter­vention zu den ver­worfenen Fassungen zum Zyklus Krieg präsentierten an­schau­lich und spannend den Weg der Künst­lerin. Dank Unter­stützung aus privaten Sammlungen konnten ver­schiedene Fassungen und Zustands­drucke zu einem Motiv gezeigt und die Arbeits­weise der Künst­lerin an einigen Blättern des Zyklus Krieg von der Skizze bis zum finalen Druck nach­voll­zogen werden.

Am 15. März 2023 startete die erste von drei „Interventionen“ zum Thema „Mutter und Kind“. Anlass dazu bot die Rückkehr der Original-Gipsplastik „Mutter mit zwei Kindern“ von Käthe Kollwitz Ende Februar aus der Ausstellung „Zerrissene Moderne“ im Kunstmuseum Basel. Während des Museumsumzugs war die Großplastik auf Reisen gegangen und konnte endlich ihren neuen Platz in der Dauerausstellung am neuen Standort einnehmen. Umgeben wurde sie nun bis Mitte Mai von Zeichnungen und raren Druckfassungen zum Thema „Mutter und Kind“. Es sind Darstellungen, in denen Käthe Kollwitz innige Beobachtungen zwischen Mutter und Kind festhielt, und die ihre künstlerische Ausarbeitung zu druckgrafischen Werken bis hin zur plastischen Arbeit veranschaulichen. Ein Blick in die Werkstatt der Künstlerin wird so möglich.

Begleitend zu den drei Ausstellungsinterventionen wird es Slow Art Führungen als After-Work Date mit Käthe Kollwitz geben. Der nächste Termin zum „Simplicissimus“ findet am 7. Dezember 2023 um 18 Uhr statt, weiterführende Informationen zu den Führungen haben wir Ihnen im Bereich Kunst erleben zusammengefasst.